Schwarzer Panther
  Wölfsjagt und Ausrottung
 

           Wölfsjagt und Ausrottung

Der ,, bestia senza pace", von Dante schaudernd so benannt, der ,,Meister Isegrimm" des deutschen Märchens, grausam, beutegierig, aber dumm und leicht zu überlisten, der,, böse Wolf " , der kleine Geißlein und Großmütter frißt der Wolf (Canis Lupus) war von altersher für die Menschen Europas der Inbe -griff des Bösen. Frenrir, das furchtbare Dämonenwesen der germanischen Mythologie, das beim Weltende Sonne und Mond verschlingt und Göttervater Odin tötet, stellte man sich in Wolfsgestalt vor. Nicht minder gräßlich ist die slawische Sage vom Werwolf, einem Mann, der sich bei Sonnenuntergang in eine blutgierige ,,wölfische" Bestie verwandelt. Die etwas erfreulichere Rolle, die eine Wölfin bei der Gründung Roms gespielt haben soll, indem sie die aus -gesetzten Zwillinge Romulus und Remus säugte, ist eine seltene Ausnahme.( Möglicherweise ist sie lediglich auf ein philologisches Mißverständnis zurück -zuführen: Im alten Rom bedeutete ,,Lupa" = Wölfin auch eine käufliche Dame und ,,Lupanar" das entsprechende Etablissement. ,,Lupus" ist heute noch in der Medizin eine aussatzähnliche Hautkrankheit, und vom ,,Wolf" spricht man nach langem Marsch oder Ritt, wenn es einen hinten zwickt. Der ,,Wolf" soll sogar in schlechtgestimmten Gitarren sitzen! ) Diese affektgeladene menschliche Ein -stellung hat wohl eine Reihe von Gründen. Der Wolf jagt das vom Menschen bevorzugte Wild, er betrachtet auch Haustiere als seine Beute und greift ge -legentlich auch Menschen an, vor allem wenn er mit Tollwut infiziert ist. (Die meisten Schauergeschichten über Wölfe sind wohl auf das Konto dieser Seuche zu setzen). Die Folge war der erbarmungslose Ausrottungskampf gegen den Wolf, mit Knütteln und Fallen, Schnellfeuerwaffen und Strychnin. Eine Schilderung der Wolfsjagt aus dem 19. Jahrhundert gibt einen Begriff davon:,,In volkreichen Gegenden bietet man die Mannschaft zu großartigen Treibjagten auf, Die Auffindung einer Wolfsspur war und ist das Zeichen zum Aufbruch ganzer Gemeinden. In den gröseren Förstereien Polens,Posens, Ostpreußen, Litauens usw.hat man eigens zur Wolfsjagt breite Schneisen durch den Wald gehauen und diesen dadurch in kleinere Vierecke abgeteilt. Die drei Seiten eines solchen Vierecks, die unter dem Winde liegen, werden, sobald Wölfe gespürt worden sind, mit Schützen bestellt und auf der anderen Seite die Treiber hingeschickt. Gewöhnlich erscheint der Wolf schon nach dem ersten Lärm äuserst voesichtig, meist langsam trabend, an der Schützenlinie, wo ihm ein schlimmer Empfang bereitet wird. In ganz anderer Weise jagen die Bewohner der russischen Steppen. Ihnen erscheint das Gewehr geradezu als Nebensache. Der aufgetriebene Wolf wird von den berittenen Jägern so lange verfolgt, bis er nicht mehr laufen kann und dann totgeschlagen. Schon nach einer Jagt von ein paar Stunden versagen ihm die Kräfte. Er stürzt, rafft sich von neuem zu verzweifelten Sätzen auf, schießt noch eine Strecke weiter vorwärts und gibt sich entlich verzweiflungsvoll seinem Verfolger preis. In eigentümlicher Weise jagen die Lappen. Der Wolf ist für sie der Schrecken aller Schrecken, sozusagen ihr einziger Feind. Und wirklich bringt ihnen kein anderes Geschöpf so vielen Schaden wie er. Während des Sommers und auch mitten im Winter sind ihre Rentiere den Angriffen des Raubtiers preisgegeben, ohne daß sie viel dagegen tun können. Die meisten besitzen zwar das Feuergewehr und wissen es auch recht gut zu gebrauchen; allein die Jagt mit diesem ist bei weitem nicht so erfolgreich wie eine andere, welche sie ausüben. Sobald nämlich der erste Schnee gefallen ist und noch nicht jene feste Kruste erhalten hat, welche er im Winter regelmäßig bekommt, machen sich die Männer zur Wolfsjagt auf. Ihre einzige Waffe besteht in einem langen Stock, an welchem oben ein scharfes Messer befestigt wurde, so das der Stock hierdurch zu einem Speer um -gewandelt wird. An die Füße schnallen sie sich die langen Schneeschuhe, die ihnen ein sehr schnelles Fortkommen ermöglichen. Jetzt suchen sie den Wolf auf und verfolgen ihn laufend. Er muß bis an den Leib im Schnee waten, ermüdet bald und kann einem Skiläufer nicht entkommen. Der Verfolger nähert sich ihm mehr und mehr, und wenn er auf eine waldlose Ebene hinausläuft, ist er verloren." Heute ist der Wolf in den dichtbesiedelten Industrieländern Europas ausgerottet; wenige Tiere leben noch in den Pyrenäen und Apenninen, ab und zu verirrt sich ein,,Wanderwolf" aus östlichen Gebieten nach Mittel -europa. In Ost-,Südost- und Nordeuropa, in Asien mit Ausnahme des äusersten Süden und Südostens und im polaren und subpolaren Noerdamerika ist der Wolf in mehreren Unterarten noch weiter verbreitet, wird aber ohne Schonzeit gejagt und ist selbst in weiten Gebieten der unberührten Natur in seinem Bestand bedroht.Der Wolf ist nur auf der Nordhalbkugel heimisch; in Afrika, Südamerika und Australien und den Inseln des Atlantischen, Indischen und Pazifischen Ozeans gab es ihn nie. Er ist der anpassungsfähigste Vertreter der Hundefamilie, was Klima, Bodenb  -schaffenheit, Vegetation und Nahrung betrifft. Von den Tundren der Arktis über Wälder und Gebirge bis zu den Wüstensteppen kann er die verschieden -artigsten Lebensräume besiedeln. In seinem Äuseren ist der Wolf ein typischer Vertreter seiner Familie. Er hat etwa die Gestalt eines großen, hochbeinigen, dürren Hundes , welcher den Schwanz hängen läßt, anstatt ihn aufgerollt zu tragen. Die Kopfrumpflänge beträgt 100 - 140 cm, die Schwanzlänge 30 - 50 cm: starke Tiere können eine Schulterhöhe bis knapp 1 m erreichen. Die Männchen sind größer als die Weibchen. Der Leib ist hager, der Bauch eingezogen; die Läufe sind stark und sehnig; die Zehen können weiter gespreizt werden als beim Hund, was beim Laufen auf Schnee und morastigem Grund eindeutige Vorteile bietet. Die 5. Zehe, die  ,,Wolfszehe", die dem Daumen entspricht, ist an den Vorderfüßen noch gut ausgebildet. Der breite, wuchtige Schädel läuft in eine lange, spitze Schnauze aus. Mit den starken Kiefern erzeugt der Wolf einen,,Kaudruck" von mehr als 15 Kilipond/cm2, genug, um den Schenkelknochen eines erwachsenen Rindes durchzubeißen zu können. In dem Gebiß aus 42 Zähnen fallen vor allem die starken, wenn auch nicht allzu langen Fangzähne und die breiten, scharfschnei -digen Reißzähne auf. Mit seinen schräggestellten, schwarzumsäumten klaren Augen ist das Gesicht des Wolfes eines der ausgedrucksvollsten Tiergesichter. Durch die Mmik und Gestik der Ohren, Augen und der Lippen kann es noch besser als das Hundegesicht eine reiche Skala von Gefühlen und Stimmungen ausdrücke,von Angst und Wut bis zum freudlichem,,Lächeln" der Gegrüßung und zum,,Spielgesicht". Geruchssinn und Gehöhr sind ebensogut entwickelt wie beim Hund, eher noch schärfer. Auch der Gesichtssinn scheint beim Wolf eine Größere Rolle zu spielen als beim Hund. Beobachtungen zufolge sind Wölfe fähig, Beutetiere in kilometerwiter Entfernung zu erkennen, ohne von ihnen Witterung zu haben. Sie jagen in offenem Gelände weitgehend,,auf Sicht". Von Wolfskennern wird die ,,Intelligenz" des Wolfes noch höher eingeschätzt als die des Haushundes. Das Gehirngewicht und die Oberfläche der Großhirnrinde sind beim Wolf, bezogen auf das Körpergewicht, um etwa 30% größer als bei seinem Abkömmling, dem Haushund. auch seine Verhaltensweisen sind wesentlich differenzierter als beim Haushund. Pudel benehmen sich beispiels -weiße in vieler Hinsicht wie Wolfswelpen. Ein Wolf weiß eine Lage sehr genau zu beurteilen. Er ist eher vorsichtig als draufgängerisch und nimmt die Verfolgung eines Beutetieres nur auf, wenn er sicher ist, daß er es überwältigen kann. Körpergröße und Färbung sind außerordentlich variabel und typisch für den Lebensraum, außerdem abhängig von der Zugehörigkeit zu den zahl -reichen Unterarten. In den nördlichen Ländern ist die Behaarung lang, rauh und dicht, am lägsten am Unterleibe und an den Schenkeln, buschig am Schwanz, dicht und aufrechtstehend am Hals und an den Seiten, in südlichen Gegenden im allgemeinem küezer und rauher. Die Färbung ist gewöhnlich fahlgraugelb mit schwärzlicher Mischung, die an der Unterseite lichter, oft weißlichgrau erscheint. Hier und da kommt eine schwarze Spielart des Wolfes vor. Gebirgswölfe sind im allgemeinen groß und stark, Wölfe der Ebenen merklich kleiner und schwächer. Der Rohrwolf (Canis lupus minor), eine besonders kleine Unterart, ist zu Anfang des 20. Jahrhunderts ausgerottet worden. Von ihm gibt es nur noch wenige ausgestopfte Museumsexemplare. Er bewohnte Ungarn und Galizien und war rötlichgrau, nicht stärker als ein mittelgroßer Vorstehhund und bewohnte ebene, sumpfige, nicht sehr waldreiche Gegenden. Eine weitere Unterart der Alten Welt, der japanische Wolf (Canis lupus Hodophilax), ist seit 1920 ausgestorben. Ausrottungdroht auch dem Indischen Wolf (Canis lupus pallipes), einer etwas kleineren Unterart mit graurötlicher Decke und weiß -lichem Bauch, die in Nordindien, im Iran, Irak und auf der Arabischen Halbinseln zu finden ist und sich hauptsächlich von Antilopen, Schafen und Ziegen ernährt. Um den Indischen Wolf ranken sich auch die Erzählungen von ,,Wolfskinder", ausgesetzten Kindern, die von Wölfen aufgezogen worden sein sollen. Die Unterart gehört wahrscheinlich zu den Stammvätern des Haushundes. Auch vom kleinesten Wolf, dem Rotwolf (Canis lupus niger), gibt es nur noch Restbestände im Süden der USA. Man hat in Nordamerika etwa 20 Unterarten des Wolfes unterschieden.

 
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