Schwarzer Panther
  Strahlentherapie des Krebses
 

         Strahlentherapie des Krebses

Den Teufel mit dem Beelzebub austreiben mit solchen Schlagworten wird man der zweiten Therapiemethode, der Strahlentherapie, nicht gerecht. Zwar haben Strahlen eine kanzerogene (krebserzeugende) Wirkung, doch gezielt angewand schädigen sie nur die Turmorzellen, so das diese in ihrer Teilungsfähigkeit dauernd gehemmt sind, und verschonen gesundes Gewebe weitgehend. Jedenfalls hat die Strahlentherapie gerade dank ihrer Aggressivität ebenso wie die Chirugie schon entscheidende Erfolge in der Krebstherapie zu verzeichnen. Ausgehend von der reinen Empirie konnte die dtrahlentherapie durch die Entwicklung der klinischen Strahlenbiologie, einer exakten Dosisverteilung (Dosimetrie) und durch die Einführung wirkungsvollerer, eine optimale Schonung des Patienten gestattender energiereicher Strahlenarten und qualitäten ihren Stammplatz in der Krebstherapie behaupten. Die Losung heißt Megavolttherapie. Das sind Strahlenenergien mit einer Erzeugungsspannung von mindestens einer Million Volt; so die Gammastrahlung von Kobalt 60 und ultraharte Röntgenstrahlung bis 45 MeV, die im Betatron oder Linearbeschleuniger erzeugt werden. Gammastrahlung und ultraharte Röntgenstrahlungen gehören zu den elektromagnetischen Wellen ( Photonen oder Lichtquanten). Was hier wie,,mit Kanonen auf Spatzen schießen" aussieht, enthüllt in Wirklichkeit ein subtiles Instrumentarium. Grundprinzip der heutigen Strahlentherapie ist die Bewegungsbestrahlung. Sie gestattet es, praktisch jeden Teil des Körpers mit einer hohen Strahlendosis in jeder gewünschten Verteilung zu erreichen, ohne das in der Nachbarschaft liegende gesunde Gewebe zu stark zu belasten. Die Heilungsquote hängt dabei von der Strahlensensibilität eines Tumorsab, d. h. von seiner Gewebeart und der Sauerstoffversorgung. Ein gut durchblutetes Gewebe ist sauerstoffreicher und damit strahlenempfindlicher als ein geringer durchblutetes. Doch praktisch in jedem Tumor sind sauerstoffarme Zellen enthalten. Das ist der Grund, warum manche Tumoren bei der Strahlentherapie nach zunächst guter Rückbildung wieder wachsen (rezidivieren). Der Strahlentherapie ist aber auch oft der Erfolg versagt, weil ein Teil der bösartigen Tumoren überhaupt nicht auf die bisher übliche Bestrahlung anspricht. Man hat daher in den letzten Jahren andere Strahlenarten als die vom Betatron produzierbare elektromagnetische Strahlung untersucht. Dabei konzentrierte sich das Interesse vor allem auf schnelle Neutronen (schwere Teilchen, Teilchenstrahlung). Schnelle Neutronen konnten bis 1977 nur mit gigantischen und kostspieligen Zyklotronanlagen erzeugt werden, die sich nur schwer in eine Strahlenklinik einfügen lassen. Bereits in den vierziger Jahren wurden über 200 Patienten in den USA mit Zyklotronneutronen bestrahlt. Doch die Strahlenschäden waren sehr viel häufiger und schwerer als nach der üblichen Röntgentherapie. Kein Wunder, daß danach die Voreingenommenheit gegen eine Strahlentherapie mit Neutronen so groß war, daß erst zu Ende der sechziger Jahre am Hammersmih Hospital in Londern erneut mit einer Neutronentherapie begonnen wurde. Zahlreiche strahlenbiologische Experimente zeigen, daß der Grad der Schädigung von biologischen und damit auch von Tumorgewebe nicht nur von der Dosis der absorbierten Strahlung abhängt, sondern auch von deren Ionisationsdichte. Als quantitatives Maß für die spezifische Ionisation wird in der Strahlenbiologie der lineare Energietransfer (LET) verwendet. Dabei zeigte sich, daß Neutronenstrahlen eine höhere LET haben als Röntgen oder Gammastrahlen. So hoffen jetzt Nuklearmediziner, mit Neutronenstrahlen auch bisher strahlenresistente Tumoren oder Anteile von Tumoren wirkungsvoll zu treffen. Seit 1978 steht auch eine schwertonnige Anlage zur Verfügung, die nicht mehr Platz einnimmt als das übliche Betatron. Es wurde vom Physiker K. A. Schmidt vom Kernforschungszentrum in Karlsruhe entwickelt in enger Zusammenarbeit mit dem Nuklearmediziner Klaus Scheer und seinem Team vom Deutschen Krebsforschungszentrium in Heidelberg. Die Anlage heißt,,Karin". Der Nachteil von Karin: die offene Hautreaktion (,,Strahlengeschwür") bei Neutronenstrahlen. Doch dieses Handikap dürfte durch deren biologische Wirkung mehr als wettgemacht werden: Nach einer Neutronenbestrahlung rezidivieren 60 Prozent der Tumoren nicht mehr. Beim Einsatz des Betatrons sind es dagegen nur 20 Prozent. An das Handikap der offenen Hautreaktionen muß man sich gewöhnen. Der Weisheit letzter Schluß in der Krebstheapie wird die Strahlenbehandlung wahrscheinlich nie werden. Doch die anderen Theapiemöglichkeiten begeistern auch nicht gerade, oder sie stecken noch in den Kinderschuhen. Aber heute sind sie schon weiter als vor ein paar Jahren dank der Krebsforschung verbrennen nicht mehr ganz so viele Patienten Bei der Bestrahlung.

 
 
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