Der Schimmel des Waldkönigs
Einst hatte ein junger Bauer aus Abbensen im ,,Breiten Strauch" Besenreiser geschnitten. Es war spät geworden. Schon dunkelte es, und die großen Eulen riefen bereits ihr dumpfes ,,Schuhu! schuhu!" Als er am Halvesser Teich vorüberkam, raschelte es im Risch, und plötzlich stand der Schimmel vor ihm. Wenn der Großvater ihm vom Schimmel erzählt hatte, der oft am Teiche ,,umginge", dann hatte er`s nicht glauben wollen. Jetzt mußte er dem Schimmel selber begegnen. Ach, war das ein stolzes Tier! Gar nicht satt sehen konnte er sich. Im gräflichen Stalle zu Abbensen stand nicht solch herrliches Pferd. O, wenn er den Schimmel doch mitnehmen könnte! Mutig trat er auf ihn zu und klopfte ihm die lange Mähne. Der Schimmel sah ihn mit feurigen Augen an, ließ es aber geschehen. Der Bursch holte vom Nachbaracker ein paar Hände voll Klee und fütterte das prächtige Tier. Dann aber konnte er der Versuchung nicht widerstehen, sich auf den breiten Rücken des Schimmels zu schwingen, und hopp - galopp - ging es auf Abbensen zu. War das ein wunderbares Reiten! Mit Windeseile flog das Tier dahin. Als der Schimmel die ersten Strohdächer von Abbensen sah, blieb er mit einem Ruck stehen, so daß der Reiter kopfüber in ein Buchweizenfeld kollerte. Zwar stand der Reitersmann sofort wieder auf den Beinen, aber der Schimmel war verschwunden. Vom Halvesser Teich her hörte er sein Wiehern - hihihi! hihihi! Als er zurücklief, fand er seine Besenreiser noch an derselben Stelle. Im Teich quakten einige Frösche, sonst war hier nichts mehr zu sehen und zu hören.
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